
Um mehr über die Arbeitsbedingungen im Rettungsdienst zu erfahren, hatte die Gewerkschaft im Februar die Umfrage „Gute Arbeit im Rettungsdienst“ gestartet. Die hohe Belastung der Beschäftigten habe sich seit Pandemiebeginn nochmals deutlich verschärft habe, erklärte Sylvia Bühler vom Verdi-Bundesvorstand bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Rettungsdienst: gravierende Probleme
Rund 7.000 Beschäftigte beteiligten sich laut Verdi an der Umfrage. Die Ergebnisse würden „gravierende Probleme“ bei Arbeitszeiten, Arbeitsintensität, körperlichen sowie psychischen Belastungen belegen. Fast alle Befragten berichten zudem von Problemen, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen.
„Höchst problematisch“ sind laut Verdi u.a. ausfallende oder verkürzte Pausen: 61 Prozent der Beschäftigten im Rettungsdienst könnten die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen häufig nicht oder nicht vollständig nehmen. Zusätzlich zeigte sich eine Ausweitung der Arbeitszeiten: Fast alle Beschäftigten arbeiten mindestens einmal im Monat über den Dienstplan hinaus – 44 Prozent sogar mindestens einmal wöchentlich. Dabei gehen schon die regulären Arbeitszeiten im Rettungsdienst deutlich über das in anderen Bereichen übliche Maß hinaus. Wochenarbeitszeiten von bis zu 48 Stunden – inklusive Bereitschaftszeiten – seien bei vielen Trägern die Regel, heißt es.
Die hohe Belastung bleibt nicht ohne Folgen: Je länger Beschäftigte im Rettungsdienst arbeiten, desto mehr verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand. Besonders kritisch: Auch mit zunehmendem Alter sehen die Beschäftigten kaum Möglichkeiten, sich zu schonen. Von den über 55-Jährigen geht fast die Hälfte auch krank zur Arbeit.
84 Prozent der Beschäftigten glauben nicht daran, dass sie unter den derzeitigen Bedingungen bis zum Rentenalter durchhalten. Viele denken darüber nach, ihren Beruf aufzugeben.
Wochenarbeitszeit muss sinken
Bühler erklärte weiter: „Wenn 39 Prozent der Befragten angeben, sie würden sofort den Beruf wechseln, falls sie die Gelegenheit dazu bekämen, muss das alle aufrütteln.“
Sowohl die Arbeitgeber als auch die Politik müssten dringend reagieren. Angesichts von überlangen und ungünstigen Arbeitszeiten, physischen Anstrengung und häufigen Übergriffen verwundere es nicht, dass die Arbeit im Rettungsdienst als wenig attraktiv wahrgenommen werde, sagte Bühler.
Um den Rettungsdienst wieder attraktiver zu machen, plädiert Verdi u.a. für eine Verkürzung der Arbeitszeiten. Mit dem Deutschen Roten Kreuzes hatte die Gewerkschaft sich bereits auf eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 48 auf 45 Stunden geeinigt. Jetzt müsse auch der öffentliche Rettungsdienst nachziehen.
Quelle: verdi